Kultur wird in Wilhelmshaven großgeschrieben
Von Wilhelmshaven in die Großstadt: Mein Werdegang
Ich heiße Tabea, bin 21 Jahre alt und gebürtige Wilhelmshavenerin, studiere aber seit zwei Jahren in Hamburg Illustration. Vor zwei Monaten begann mein Praxissemester und somit auch die Reise mit der Kreativ- und Werbeagentur Kopf & Hand, weshalb es mich seither wieder zurück in die Heimat verschlug. Doch wie kam es eigentlich dazu? Und warum ausgerechnet Wilhelmshaven und nicht Hamburg?
Schon früh entwickelte ich eine Affinität für kreative Prozesse, insbesondere für das Malen und Zeichnen. Bereits im Kindergartenalter besuchte ich diverse Malschulen und Ferienkurse in Wilhelmshaven. Ob in der Kunsthalle, Familienbildungsstätte, VHS, „Volker sein Turm“, bei Uwe Müller im Textilhof oder zu Hause. Ich verbrachte jede freie Minute damit, mich Kreativ auszuleben. Seit ich denken kann, wollte ich Künstlerin werden und meine Leidenschaft zum Beruf machen. Nachdem ich im Sommer 2020 mein Abitur an der IGS Wilhelmshaven abschloss, war der nächste Schritt für mich eindeutig: Ich möchte raus aus Wilhelmshaven und die weite Welt erleben. Ich bewarb mich daher bei verschiedenen Universitäten und zog Ende 2020 nach Hamburg, in die etwas größere Hafenstadt 😉.

Studium Illustration: Vom Traum zur Realität
Im Illustrationsstudium an der University of Applied Sciences Europe (kurz: UE) lernte ich in den bisherigen vier Semestern die künstlerisch experimentellen, klassisch analogen sowie digitalen Arbeitsweisen der Malerei und des Zeichnens kennen. Ich probierte mich in verschiedensten Bereichen wie der Buch- oder wissenschaftlichen Illustration, der Ölmalerei oder der Entwicklung und anschließenden Animation von eigenen Charakteren. Um mein Spektrum auszuweiten, habe ich zusätzlich Kurse in verwandten Studiengängen wie Kommunikations-, Film- und Motion-, sowie Game Design belegt und setzte mich dort unter anderem mit Layout und Typografie, Stop und Motion Filmen und 3D-Modelling in Houdini auseinander. Houdini ist eine Software, welche spezifisch auf Spezialeffekte in Filmen und Computerspielen ausgerichtet ist. Dabei ist es möglich, mit dem Programm alle Hauptsektionen des 3Ds wie Modellierung, Animation, Motion Graphics, Rendering usw. zu bedienen. Mein Dozent schaffte zusätzlich erste Berührungspunkte mit der prozeduralen Programmierung, eine der grundlegenden Programmierparadigmen. Bei dieser Art von Programmierung geht man strukturiert vor und unterteilt und gruppiert die Gesamtaufgabe in einzelne Abschnitte. Houdini wurde schon von Studios wie Walt Disney Animation, Pixar oder DreamWorks Animation für bekannte Filme wie „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“, „Zoomania“ etc. verwendet. Doch hätte ich nicht gedacht, dass es mich schon zwei Jahre später wieder zurück nach Wilhelmshaven führen würde.
Kultur für Klein und Groß
Wilhelmshaven wirkt auf den ersten Blick wie eine typische Kleinstadt: Langweilig, langsam und altmodisch. Doch bietet sie eigentlich eine große Bandbreite an spannendem, kulturellem Angebot insbesondere für Kinder. So wuchs ich mit verschiedenen Einflüssen der Wilhelmshavener Kultur auf, welche mich bis heute nachhaltig geprägt haben. Ich besuchte regelmäßig die Kunsthalle Wilhelmshaven, die häufig ausstellungsbezogene Ferienmalkurse für Kinder anbot, bei denen gemeinsam nach vorgegebenem Überthema gemalt wurde. Ebenso schaute ich mir mit der Schulklasse vor Ort projektbezogene Ausstellungen an. Außerdem nahm ich an Malkursen teil, die z.B. im charmanten Ambiente eines der ältesten Bauwerke Wilhelmshavens, dem Wasserturm, in der Gökerstraße angeboten wurden. (Er wird auch liebevoll „Volker sein Turm“ genannt.) Doch auch die Künstler:innen-Szene hat mich fasziniert. Dabei malte und zeichnete ich für einige Jahre bei dem Künstler Uwe Müller im Atelier im alten Textilhof und konnte einiges, wertvolles auf meinem Weg mitnehmen. Das Programmheft der VHS ist für mich ebenfalls ein Highlight gewesen. Ob sportliche Ferienkurse wie Bogenschießen, Reiten oder Kickboxen oder spielerisch gesellschaftliche und kulturelle Aktivitäten, die Wissenswertes wie z. B. „Sag mir, wo der Pfeffer wächst“ vermittelten, es gab reichlich zu entdecken. Gerne erinnere ich mich auch an die Open-Air-Konzerte im Kulturzentrum Pumpwerk zurück. Hiermit hat Wilhelmshaven speziell für die jüngere Generation einen tollen Treffpunkt geschaffen. Genauso wie mit dem „Wochenende an der Jade“ oder dem „Street Art Festival“ wurden interessante Programmpunkte entwickelt. Für diese Veranstaltungen reise ich immer wieder gerne in meine Heimat. Meistens treffe ich dann auch ehemalige Mitschüler:innen wieder, die ebenfalls auf Heimatbesuch sind. Nicht zu vergessen sind aber auch die Silvester-Theaterstücke im Stadttheater, die ich mir jedes Jahr mit meiner Familie zusammen anschaue. Anschließend folgt ein großes Festessen mit Fondue oder Raclette – Eine schöne Silvestertradition, die sich aus dem Kulturangebot von Wilhelmshaven ergab. Künstlerisch ist in Wilhelmshaven also das ganze Jahr etwas los. Wenn auch nicht so umfangreich wie in Hamburg. Doch wie kam ich nun zu Kopf & Hand?

Praktikumssuche in Wilhelmshaven
Im Frühjahr 2022 suchte ich nach Praktikumsmöglichkeiten für das fünfte Semester, dem anstehenden Praxissemester. Als ich zunächst Praktika in Hamburg recherchierte, weitete ich kurzerhand aus Neugierde meine Suche auf Wilhelmshaven aus. Ich wollte durch das Praktikum vor allem die Arbeit in einer Agentur näher kennenlernen und praktische Erfahrung in Bereichen wie Webdesign, Branding, Corporate Design, etc. sammeln. Auch wollte ich gerne mehr über die Design Konzepte UI und UX erfahren und so ebenfalls Verknüpfungspunkte von Theorie und Praxis schaffen. Hierbei stieß ich dann prompt auf Kopf & Hand: Eine neue Kreativ- und Werbeagentur im Wilhelmshaven, inmitten des Trubels der Innenstadt. Während ich mich eifrig durch die Website klickte, stach mir besonders das frische, moderne Design mit den liebevoll gestalteten Details und vielen Gimmicks ins Auge. Ich war hellauf begeistert und empfand Kopf & Hand als anders, als was mir von der kleinen Hafenstadt Wilhelmshaven in Erinnerung geblieben ist. Ich wurde neugierig: Was hatte sich in der Zeit verändert, in der ich weg war?
Kopf & Hand überzeugt
Somit fand ich mich nach Eingang der Bewerbung eine Woche später im Büro des Kopf & Hand Teams zu einem Vorstellungsgespräch wieder. Trotz einer ordentlichen Portion Nervenbammeln, verstrich diese schnell. Ich wurde offen und herzlich empfangen und fühlte mich direkt wohl. Ich bekam sofort den Eindruck, dass Anne und Felix, neben ihren vielen Ideen und ihrer Kreativität, mir zusätzlich einiges an Wissen vermitteln und mich an ihrer Erfahrung und Expertise teilhaben lassen können. Somit fiel mir die Entscheidung spielend leicht: Es ging wieder zurück in die Heimat.

Leidenschaftsprojekt Wilhelmshaven
Dementsprechend fühlt sich das Praktikum bei Kopf & Hand für mich wie eine kleine Entdeckungsreise an, auf der ich Stück für Stück Wilhelmshaven wieder neu kennenlerne. Denn letzten Endes wohnt Wilhelmshaven viel Potenzial für Entwicklung inne, was besonders auch den jungen Menschen und Studierenden bewusst ist. Doch fehlt es noch an der Umsetzung von mutigen, kreativen Ideen und Konzepten. Durch Unternehmer:innen wie Anne und Felix und vielen anderen, die die Süd- und Innenstadt in den vergangenen Jahren bereits bereicherten, bekommt der Umbruch jedoch endlich ein Gesicht und Wilhelmshaven somit einen neuen, modernen Anstrich. Ich bin gespannt, wie sich Wilhelmshaven im Laufe der Zeit weiterentwickeln wird und blicke der Zukunft der verschlafenen Hafenstadt positiv entgegen.
Welche Kultureinrichtung ist deine liebste in der „Grünen Stadt am Meer“? 👀 Lass es mich in den Kommentaren wissen! 🤗
Eine tolle Hommage für Wilhelmshaven! 👍
Ich bin in Wilhelmshaven geboren und nach meinem Studium sehr gerne in meine Heimatstadt zurückgekehrt. Mich macht es richtig glücklich, wenn jemand die Vorzüge von Wilhelmshaven genauso schätzt wie ich.
Vielen Dank für deinen Kommentar, Ursula! Nun muss sich Wilhelmshaven auch nur noch an eine Veränderung anpassen und diese zulassen. Wir sind voller Zuversicht und freuen uns gleichgesinnte wie dich in Wilhelmshaven zu haben!
Danke Tabea für diesen tollen Beitrag, damit wird Wilhelmshaven verdienter Weise ins rechte Licht gerückt. Es gibt hierfür folgenden passenden Spruch:
Der Wilhelshavener weint mindestens zweimal im Leben: einmal, wenn er nach Wilhelmshaven umziehen muss und dann, wenn er wieder wegziehen muss.
Zu meinen ersten Tränen sind auch die zweiten gekommen, allerdings nicht voller Trauer sondern es sind Freudenstränen, weil ich nach über 30 Jahren immer noch hier wohne. Tabea, mit diesem Beitrag wirst du sicherlich weitere Freudenstränen bei dem ein oder anderen hervorzauben können
Vielen Dank für diesen Beitrag, Tabea! Ich bin genauso gespannt, was und wie sich die Stadt entwickelt! Es gibt genügend Freiraum, um sich kreativ und revitalisierend in Wilhelmshaven zu entwickeln! Hoffen wir, dass die Stadt mit dieser sympathischen Meinung auch d’accord geht!